Architektur der Kölner Kartause

ehemalige Kölner Kartause St. Barbara

Wer die Kartäuserkirche besucht, kann sich in der Kirche unter der Empore ein Bild von der einstigen Klosteranlage machen. Dort befindet sich ein Modell, das die Architektur der Kölner Kartause zeigt, wie die Besatzungstruppen Napoleons sie 1794 vorgefunden haben. Die Klosterauflösung unter den Franzosen, die Zweckentfremdung unter den Preußen und der Zweite Weltkrieg haben ihre Spuren im Baubestand hinterlassen. Dennoch kann sich der heutige Besucher vor Ort ein Bild von der ehemaligen Kölner Kartause St. Barbara machen.

Andachtsbilder der Klostermauer

Wie das Modell veranschaulicht, war die gesamte Klosteranlage, zu der Gemüse-, Obst- und Weingärten für die Eigenversorgung gehörten, von einer Mauer umschlossen. Diese Immunitätsmauer säumte im Süden die Stadtmauer und reichte bis vor die Ulrepforte. Die Klosterummauerung ermöglichte den Mönchen – selbst bei der Ansiedlung in Städten – eine Abschottung von der Außenwelt und einen Rückzug in die Einsamkeit. Die einstige Ausdehnung der Kartause lässt sich bei einem Spaziergang entlang Kartäusergasse, Kartäuserhof und Kartäuserwall bis heute nachvollziehen. Drei von ursprünglich vier Andachtsbildern schmücken nach wie vor die Klostermauer.

Das monumentale Eingangsportal der Kartause

Das monumentale Eingangsportal der Kartause befindet sich an der Kartäusergasse 9. Es führt in einen Innenhof, der von einem Dreiflügelbau umschlossen ist. Dabei handelt es sich um eine Rekonstruktion des 1741 errichteten Brüdergebäudes. Hier lebten die Brüdermönche, die die wirtschaftliche Versorgung des Klosters sicherstellten, und hier befanden sich die Gästeräume. Weitere Wirtschaftsgebäude schlossen sich an den Bau an. Jetzt hat das Haus der Evangelischen Kirche in der dreiflügeligen Anlage seinen Sitz.

Ein paar Schritte weiter liegt die Kartäusergasse 7. Wer den kleinen Vorhof betritt, steht linker Hand vor dem Westbau der Klosterkirche. Die gotische Kirche wurde im Jahre 1393 erbaut. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wurde sie bis 1953 umfassend wiederhergestellt. Ein barockes Portal gewährt Eintritt ins Kircheninnere. Darüber durchbricht ein vierbahniges Maßwerkfenster die Mauerfläche. Abgestufte Strebepfeiler umstehen die Längsseiten und die Apsis des einschiffigen Baus, dazwischen werden schlanke zweibahnige Maßwerkfenster sichtbar. Wie für Kartäuserkirchen üblich bekrönt kein mächtiger Glockenturm die Kirche. Ein kleiner Dachreiter mit Geläut reichte aus, um die Klostergemeinschaft zu den Gottesdiensten zu rufen.
Zwei Bauten schmiegen sich an die Nordseite der Kirche an: Engel- und Marienkapelle, die unter einem Dach vereint sind, entstanden in den Jahren 1425/26, die Sakristei im Jahre 1510.

Die Grünfläche im Inneren

Die Südseite der Kirche wiederum grenzt an eine rechteckige Grünfläche. Diese umgab einst der kleine Kreuzgang, an den sich von außen die gemeinschaftlich genutzten Gebäude des Klosters – Kirche, Kapitelhaus und Refektorium – anlagerten.
Das an die Apsis der Kirche angrenzende Kapitelhaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1984 wiederaufgebaut. Die Kartäuser nutzten das Erdgeschoss als Kapitelsaal, während das Obergeschoss Raum für die klostereigene Bibliothek und das Vestiarium, die Kleiderkammer, bot.

Wo jetzt eine Mauer das Geviert begrenzt, schloss sich an den Westflügel des kleinen Kreuzgangs das Refektorium, also der Speisesaal der Mönche, an. Dahinter befand sich der Küchenbau (1962 wiederaufgebaut), der zu der Dreiflügelanlage überleitete.
Der jetzige Gemeindesaal, auch Kreuzgangsaal genannt, vereinigt in sich den Südflügel des kleinen Kreuzgangs und einen Teil des Nordflügels des großen Kreuzgangs. Vermutlich schon in der Franzosenzeit wurde an dieser Stelle zwischen den beiden Gevierten ein Durchbruch geschaffen. Der Kreuzgangsaal ist das einzige Überbleibsel des großen Kreuzgangs, der insgesamt etwa 60 x 55m maß. An ihn lagerten sich von außen, streng von einander isoliert, die Häuschen der Priestermönche mit ihren umfriedeten Gärtchen an. Die Grünfläche im Inneren diente den Mönchen als Friedhof.