Pfarrer Georg Fritze (1874-1939)

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Der erste evangelische Pfarrer an der Kartäuserkirche

Georg Fritze, 1874 in Magdeburg geboren, wurde 1916 zunächst Pfarrer an der Kölner Trinitatiskirche. Nach Übergabe der Kartäuserkirche an die evangelische Gemeinde wurde er zum ersten evangelischen Pfarrer an der Kartäuserkirche ernannt.
Seit Georg Fritze 1919 im Gürzenich einen Vortrag über „Kirche und Sozialdemokratie“ gehalten hatte, trug er den Spitznamen „Der rote Pfarrer von Köln“. Fritze gehörte dem Bund religiöser Sozialisten an und war Anhänger und Mitglied der SPD, was damals für viele mit dem Pfarramt unvereinbar war. Sozial überaus engagiert, setzte er sich besonders für die Arbeiter ein. Außerdem unterstützte er die Ordination von Frauen.

Georg Fritze war Pazifist und ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Als sich 1932 die „Deutschen Christen“ formierten, versuchte er vergeblich, einen Einzug nationalsozialistischen Gedankengutes in die Kirche zu verhindern. In den Kartäuser-Pfarrblättern hatte er bereits 1931 unverblümt zum Thema Kirche und Nationalsozialismus Stellung bezogen: „Die Aufgabe der Kirche ist nicht das Dritte Reich, sondern das letzte Reich, das Reich Gottes!“. In derselben Publikation verurteilte er die Judenpogrome und die Entscheidung des Kölner Presbyteriums, die evangelischen Jugendvereine in Hitlerjugend beziehungsweise Bund Deutscher Mädel einzugliedern.

Nach den Kirchenwahlen von 1933 war das Kölner Presbyterium deutschchristlich dominiert. Die Bekennende Kirche, der auch der Pfarrer der Kartäuserkirche angehörte, verlor zunehmend an Einfluss. Georg Fritze wurde von den Deutschen Christen mehr und mehr ins Abseits getrieben. Der NS-Ideologie ergebene evangelische Gemeindeglieder wollten den „roten Pfarrer“ aus dem Amt drängen, was ihnen schon bald gelingen sollte. 1938 erließ der Präsident des Evangelischen Oberkirchenrates in Berlin – anlässlich des 49. Geburtstags Hitlers – eine Verordnung, die alle Pfarrer unter Androhung der Amtsentlassung verpflichtete, einen Treueeid auf den Führer abzulegen. Hitler selbst hatte diese Eidesleistung nie verlangt. Aus Gewissensgründen weigerte sich Georg Fritze erwartungsgemäß, diesen Eid abzulegen, der letztendlich auch eine Zustimmung zu den Rassengesetzen bedeutete. Nach einer vorübergehenden Beurlaubung wurde Fritze zwangspensioniert.

Kurz darauf, am 3. Januar 1939, starb der von seinen eigenen Glaubensgenossen gegängelte und aus dem Amt gedrängte Fritze an den Folgen eines Schlaganfalls.

In der Kartause erinnert heute eine Gedenktafel an den mutigen Pfarrer. Sie wurde von Rudolf Alfons Scholl gestaltet und an einer Außenkanzel im Innenhof des einstigen kleinen Kreuzgangs angebracht. Am Rathausturm in der Kölner Altstadt, den bedeutende Persönlichkeiten aus der 2000-jährigen Kölner Geschichte schmücken, befindet sich auch eine Skulptur von Georg Fritze. Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte zeichnet seit 1981 Menschen und Gruppen, die sich für die Opfer von Diktatur und Gewalt einsetzen, mit der „Pfarrer-Georg-Fritze-Gedächtnisgabe“ aus.